Das Buch der Richter zieht an und stößt gleichzeitig ab. Nie lässt es gleichgültig: „Es ist wirklichkeitsbezogen, irreführend, primitiv, gewalttätig, kurz, so merkwürdig, dass die Kirche es sich nur mühevoll zu Gemüte führt... Einzig wer zuvor ein Beruhigungsmittel einnimmt, kann während der Lektüre einnicken.“ Die Darsteller sind menschlich, farbenfroh, dramatisch, überraschend, oft eigenartig. Soll man Simson bewundern oder ablehnen? Ist der Mann ein Held oder ein lastervoller Mensch? Jeder Richter wirft sein Maß an Schwierigkeiten auf, und des Lesers Scharfsinn ist angesichts der oft kommentarlosen Tatsachenberichte des Verfassers ständig gefordert. Die häufig als niederdrückend empfundenen geistlichen Lehren und Texthürden entmutigen die Prediger. In der Sonntagsschule dagegen wird das Buch geschätzt, weil die Wesensart gewisser Richter und der Schwung der Erzählung die Phantasie anregen. Darum gehören Gideon und Simson zu den bekanntesten Persönlichkeiten der Bibel, obwohl das Richterbuch selten einer Predigt zugrunde liegt.|
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